Bernhard Seikmann ist CEO und Gründer von Wunderwerk und hält beim PR Tech Day einen Vortrag zum Thema “Bullshit-Bingo oder echter Mehrwert?”. Was hinter diesem Titel steckt, verrät er Stephan Ifkovits von Hosting Sponsor »OBSERVER« in diesem Kurzinterview.
SI: „Bullshit-Bingo oder echter Mehrwert“ ist ein kühner Titel für deinen Vortrag. Was steckt hinter diesem Titel?
BS: Ja, ein durchaus provokanter Titel, aber mit Augenzwinkern. Im Prinzip geht es darum: Warum raten, was funktioniert, wenn man mit etwas Empathie und den richtigen Werkzeugen die Grundlage für erfolgreiche PR schaffen kann.
Wer weiß, was Redaktionen brauchen, kann echten Mehrwert liefern – ohne sich (und die eigenen Ressourcen) unnötig zu verbrennen. Statt Ratespiel also lieber ein Perspektivwechsel: Was benötigen Redaktionen wirklich, wann und welcher Form? In diesem Sinne: Weniger Bullshit-Bingo, mehr kluge PR. Dann klappt’s auch mit der Presse.
Du sprichst in deinem Vortrag über die größten Missverständnisse zwischen PR und Journalismus. Kannst du uns schon vorab anteasern, was du damit meinst?
PR und Journalismus bilden eine Zweckgemeinschaft, die oft auf wackeligen Beinen steht. Warum? Weil beide Seiten aneinander vorbeireden.
Der Klassiker: Ein Unternehmen verkündet ein neues Produkt, eine Innovation – und statt Berichterstattung gibt’s in den Redaktionen ein müdes Gähnen. Warum? Weil PR-Nachrichten oft reflexartig in die Werbeschublade gesteckt werden. Schade, denn Medien verpassen damit oft spannende, relevante Themen, die Leser interessieren würden.
Andererseits: Buzzwords aneinanderreihen, Superlative stapeln, dazu eine Prise „innovativ“, „revolutionär“ und „Gamechanger“ – et voilà, fertig ist die perfekte Pressemeldung, ist es eben auch nicht.
Fakt ist: JournalistInnen haben weder Zeit noch Lust, sich durch inhaltsleere Phrasen zu kämpfen. Sie brauchen handfeste Informationen, relevante Geschichten und knackige Aussagen. Wer eine Geschichte anzubieten hat, sollte sie auch erzählen können. Keine leeren Worthülsen, sondern greifbare Fakten – und die im richtigen Format. Journalisten lieben es, wenn man ihnen Arbeit abnimmt. Gut aufbereitete, schnell verwertbare Infos. Ein Traum!
Wie erlebst du selber die Zusammenarbeit einerseits mit PR-Verantwortlichen und andererseits mit JournalistInnen?
Als tägliches Wechselspiel zwischen Struktur, Kreativität und gelegentlichem Augenrollen. Auf PR-Seite erlebe ich: Die Inhalte sind heilig, Form, Workflow und damit verbundene Kosten zweitrangig. Hauptsache, die Botschaft stimmt – ob sie den journalistischen Anforderungen genügt oder der interne Ablauf optimiert werden könnte, wird zu wenig bedacht. Manchmal fehlt leider der Mut, etablierte Prozesse zu hinterfragen, wie auch das Bewusstsein dafür, dass gute PR nicht nur kreative Ideen, sondern auch effiziente Strukturen braucht – und dass beides Zeit, Geld und Nerven kostet.
Auf der anderen Seite stehen die JournalistInnen: Neugierig, aber chronisch unter Zeitdruck und genervt von PR-Spam. Massenmails? Direkt gelöscht. Irrelevante Meldungen? Ab in den Papierkorb. Aber mit der richtigen Story – gut verpackt und auf den Punkt – ist selbst der sonst so verpönte Anruf plötzlich willkommen.
Wer versteht, wie beide Seiten ticken, hat die besten Chancen auf eine echte Win-Win-Situation. Und ja, das geht – mit Relevanz, dem richtigen Workflow und den dafür notwendigen Tools.
Was erwartest du dir persönlich vom PR Tech Day?
Als Redner freue ich mich darauf, ein paar heilige Kühe zu schlachten, gängige Missverständnisse zwischen PR und Journalismus auf den Punkt zu bringen – und gemeinsam mit den TeilnehmerInnen zu diskutieren, wie Technologie PR besser, nicht komplizierter macht. Und wenn wir dabei noch ein paar Mythen entlarven? Umso besser. Oder kurz gesagt: Weniger Buzzword-Bingo, sondern spannende Vorträge und Diskussionen mit echtem Mehrwert.